Meine Geschichte Teil 1 (1946-1975)

FELIX KELLER

Die ersten achtundzwanzig Jahre meines Lebens verliefen normal schweizerisch. Sehr normal sogar und ziemlich erfolgreich. Nach der Matur (1965), die ich ohne Zwischenfälle absolvierte, studierte ich Biologie und schloss mit dem Doktortitel ab (1973). Nebenbei hatte ich mich in Spitzensport (Handball) und Volksmusik verwirklicht, kam schön in der Welt herum und hatte viele Bekannte und Freunde im In- und Ausland. Nicht schlecht, oder?

Zudem hatte ich meine Freundin Sonja, die ich liebte. Und damit hing auch mein einziges Problem zusammen. Ich konnte nicht herausfinden, ob ich diese Frau heiraten sollte. Trotz intensivem, sorgfältigem Abwägen von Pro und Kontra und tage- und nächtelangen Gesprächen mit Freunden, mit meiner Mutter und mit einem Arzt konnte ich nicht zu einer ehrlichen Antwort finden, die für Gegenwart und Zukunft Gültigkeit haben würde. Ich wurde mir erstmals im Leben meiner Limiten und Ohnmacht bewusst. Was sollte ich tun? Ich war in einer ziemlich verzweifelten Lage, da meine Gefühle ja sagten, aber mein Verstand zu keiner Antwort fähig war. Meine Freundin war ebenso ratlos.

Ich war - auch das völlig normal - landeskirchlich aufgewachsen. Mit Konfirmation und Geschenken und so. In Krisensituationen hatte ich manchmal gebetet, vor wichtigen Prüfungen etwa. Von der lebendigen Realität Jesu Christi hatte ich aber null Ahnung. Von meiner Freundin hörte ich nun zum ersten Mal, dass Jesus wirklich lebt. Sie, ihrerseits,  hatte kurz zuvor von einer Arbeitskollegin, einer Diakonissenschwester, vom Leben mit Jesus gehört. Jetzt begann ich meinerseits zu suchen und mich für Glaubensfragen zu interessieren. Am schwarzen Brett der Uni Fribourg, wo ich als Postdoktorand arbeitete, stiess ich auf eine Einladung von Studenten zu Mittagessen und Diskussion über die Bibel, der ich auch folgte. Gleichzeitig begann ich zu Hause, jeden Abend ein wenig im neuen Testament im Matthäusevangelium zu lesen. Ich war überrascht, wie mich der Bericht über das Leben und Wirken Jesu auf Erden fesselte. Frühere innere Widerstände gegen Wunder und Unerklärbares schienen wie weggeblasen. Ungelöste Fragen über die Schöpfungsgeschichte konnte ich im Augenblick beiseitelegen. Ich war bald nur noch überwältigt davon, dass Gott der Schöpfer war und Er insbesondere auch mich geschaffen hatte. Plötzlich realisierte ich, dass es  folglich auch nur der Schöpfer sein konnte, der über mich wirklich Bescheid wusste. Auch darüber, was für mich das Beste wäre. In einem einfachen Gebet wandte ich mich zu Gott, wollte in Beziehung zu Ihm treten, mit Ihm reden, Ihn um Rat fragen. Mir war klar, dass dies eine tiefgreifende Entscheidung meinerseits war. Es sollte sich nicht um eine Eintagsfliege handeln. Ich wollte von nun an konsequent mit Gott leben, auf Ihn hören und auch das tun, was Er mir sagte.

Die Freude und Befreiung, die ich in diesem Moment der Entscheidung empfand, werde ich nie vergessen. Auch in den nächsten Tagen fühlte ich mich "wie neugeboren" - erleichtert, befreit, zuversichtlich, neu. Meine Kardinalfrage war zwar noch nicht beantwortet, aber ich wusste, dass dies bald geschehen würde. Diese Hoffnung und Gewissheit schienen mir Flügel zu verleihen.

In der Folge überstürzten sich fast die Ereignisse. Ich ging mit meiner Freundin in ein Lager der Studentenbibelgruppe. Wir erlebten eine intensive Zeit der Neuorientierung, aber auch des klaren Redens Gottes. Ich hatte Visionen, erhielt klare Bibelstellen "zum Thema", Bestätigungen der Leiterschaft, sodass ich am Schluss sagen konnte: "Gott hat wirklich geredet". Ich (und wir) wussten nun ganz klar, dass es Gottes Wille war, dass wir heiraten sollten. In meiner jugendlichen Einfachheit hatte ich nie daran gezweifelt, dass Gott nicht reden könnte. Und ich wurde auch nicht enttäuscht.

In diesem Lager konnte ich aber auch noch meine sündige Vorgeschichte bereinigen. Mir wurde klar, dass ich bis anhin eigentlich völlig eigenmächtig, selbstzentriert und losgelöst von meinem Schöpfer gelebt hatte, was die Bibel als Sünde bezeichnet. Ich konnte meine Sünden vor Gott bekennen und - viel mehr noch - ich konnte durch Jesus Christus die Vergebung der Sünden und damit ewiges Leben empfangen. Ich war nun wirklich gesegnet, frei und happy.

Rückblickend staune ich immer wieder über die Gnade Gottes, wie Er mich in eine Krise geraten liess, und so das Umfeld schuf, dass ich Ihn endlich finden konnte. Gleichzeitig staune ich aber auch darüber, wie Er mich gleichsam "mit langer Hand vorbereitet" über Jahre bewahrte und führte, lange bevor ich mich um Ihn gekümmert hatte. Mit der gleichen Liebe hat mich Jesus Christus aber auch bis heute (47 Jahre nach meinem Neuanfang...) umsorgt und geführt. In Ihm fühle ich mich geborgen und in Sicherheit. In einer unsicheren Welt ist mein Leben erfüllt, es hat Sinn und Ziel.

Dieses Zeugnis soll möglichst viele "normale" Erdenbürger dazu ermutigen, Gott zu suchen, vielleicht mal wieder die Bibel vom Schaft zu nehmen und darin zu lesen, sich vielleicht mit einem Christen zu unterhalten, seine Geschichte sich anzuhören, sich vermehrt echt Gedanken zu machen über Gott und die Welt und die Menschen, die Gott geschaffen hat, über den Sinn des Lebens. Jedes Leben und jede Geschichte ist wieder anders - einzigartig. Es gibt keine Rezepte. Es gibt nur Ermutigung, Jesus Christus zu suchen. Er wird sich finden lassen. Es lohnt sich.

Mat7:7: "Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden."

Heb11:6: "Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass Er ist und denen, die Ihn suchen ein Belohner sein wird."

Joh3:16: "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."