Idole oder Vorbilder?!

FELIX KELLER

1. Idole sind Götzen, die wir meiden sollen/wollen

Kürzlich wurden wir mit der Frage konfrontiert, ob wir Idole hätten. Meine spontan-unreflektierte Antwort war: "Nein, ich habe keine Idole, sondern nur Vorbilder". Ich muss aber zugeben, dass ich den Unterschied zwischen Idol und Vorbild nicht wirklich kannte. So machte ich mich auf die Suche.

Umgangssprachlich sind Idole Personen, die schwärmerisch und übertrieben aufgrund von ihren Eigenschaften oder ihrer Berühmtheit bewundert oder verehrt werden. Aber was sind Idole bibelsprachlich? Das Wort "Idol(e)" habe ich in deutschen Bibelübersetzungen nicht gefunden, hingegen in englischen. Wo dort "idol(s)" steht, steht in deutschen Bibelübersetzungen oft "Götze", "Götzenbild", "Hausgötze" oder "Teraphim". Hier ein paar Beispiele:

2Kö17:12 und sie dienten den Götzen, von denen der HERR ihnen gesagt hatte: Ihr sollt so etwas nicht tun!

Eze14:6 Darum sprich zu dem Haus Israel: So spricht GOTT, der Herr: Kehrt um und wendet euch ab von euren Götzen, und wendet eure Angesichter von allen euren Greueln ab!

1Th1:9 Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen,

Wir halten dazu fest, dass es viele Götzen und Götter gibt, aber nur einen wahren Gott. Sein Name ist Herr Jesus Christus.

Jes46:9 Gedenkt an das Frühere von der Urzeit her, dass Ich Gott bin und keiner sonst; ein Gott, dem keiner zu vergleichen ist.

1Ko8:5 Denn wenn es auch solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf Erden - wie es ja wirklich viele »Götter« und viele »Herren« gibt - , 6 so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn.

Idole sind also Götzen, die wir an Stelle von unserem Schöpfer setzen. Einerseits können diese Götzen "gegossene" oder "geschnitzte" Bilder sein.

1Kö14:9b weil du (Jerobeam) hingegangen bist und dir andere Götter und gegossene Bilder gemacht hast, so dass du mich zum Zorn reiztest, und mich verworfen hast; 10a darum, siehe, bringe ich Unheil über das Haus Jerobeams,

2Chr34:4b Und die Ascherim und die geschnitzten und die gegossenen Bilder zerschlug und zermalmte er und streute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten.

Andererseits können unsere Götzen auch eher "geheime" oder "versteckte" eigene, persönliche Wünsche oder Projektionen sein, wer wir "in Christus" gerne sein möchten oder wie wir gerne leben möchten, losgelöst von und entgegen Gottes Vorherbestimmung und Plan. Ursprünglich sind wir ja nach oder in Gottes Bild erschaffen worden. Als Ausdruck oder Konsequenz des Sündenfalls möchten wir hingegen gerne wie Gott sein und unser eigenes, selbstdefiniertes Bild kreieren, gemäss dem, was wir meinen, was für uns gut und böse sei. Gottes Bild von uns ersetzen wir durch unser Bild. Solche Bilder sind dann unsere "verborgenen" Götzen, und solch ein Götzendienst ist Selbstanbetung. 

1Mo1:26 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach (oder in) unserem Bild, uns ähnlich;

Eph1:4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, (...) 5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens,

1Pe1:2 die auserwählt sind gemäss der Vorsehung (Vorkenntnis) Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi: Gnade und Friede werde euch mehr und mehr zuteil!

1Mo3:5 Sondern Gott weiss: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist!

Ein interessantes Beispiel für solche verborgenen Götzen sind die Teraphim (Plural!) oder Haus- oder Familien- oder Ahnengötzen, die oft für Wahrsagerei innerhalb von Familien eingesetzt wurden/werden. Manchmal dienten sie auch als Hoffnungsträger für potenzielle Erbschaften.  

Die Familie von Laban besass z.B. einen Teraphim ("Götter"; 1Mo31:30), den Rahel bei ihrer geheimen Flucht aus Paddan-Aram entwendete und ihn in einer Satteltasche ihres Kamels versteckte.

1Mo31:34a Rahel aber hatte die Teraphim genommen und sie in den Kamelsattel gelegt und sich daraufgesetzt.

Was Rahel mit dem Teraphimdiebstahl genau bezweckte, ist in der Bibel nicht beschrieben. Sicher wandte sie sich an die Familienteraphim in ihrer Eifersucht und Frustration, lange kinderlos gewesen zu sein, was ja ihren geheimen Wünschen und eigenen Vorstellungen widersprach.  

1Mo30:1 Als aber Rahel sah, dass sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wenn nicht, so sterbe ich!

Sac10:2a Denn die Teraphim haben leere Versprechungen gemacht, und die Wahrsager haben Lügen geschaut, und sie erzählen erlogene Träume und spenden leeren Trost.

Immerhin gebar sie Joseph (noch in Paddan-Aram; 1Mo30:23-24) und später auch Benoni/Benjamin (vor Bethlehem; 1Mo30:16-19), aber die zwei Söhne waren in ihren Augen sicher bescheiden, verglichen mit den sechs Söhnen, die ihre Schwester Lea mit Jakob hatte.

Erkennen wir uns in dieser Geschichte wieder? Auch wir nehmen gerne die Geschicke in unsere eigenen Hände, wenn sie nicht gemäss unseren eigenen Vorstellungen oder denen unserer Familien oder Freunden entsprechen. So errichten wir unsere Teraphim, unsere eigenen Familiengötzen und Idole. Tun wir sie weg! Tun wir Busse und leben wir gehorsam gemäss Seinen Vorstellungen, Seiner Vorherbestimmung für uns.

1Mo35:2 Da sprach Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: Tut die fremden Götter von euch weg, die in eurer Mitte sind, und reinigt euch und wechselt eure Kleider!

Amen!

2. Vorbilder sind positive Beispiele, die wir nachahmen sollen/wollen

Statt Idole (=Götzen) zu bewundern und ihnen nachzueifern (was Sünde ist), ermutigt uns die Bibel, Vorbilder nachzuahmen. Hier einige Beispiele:

2.1. Jesus

1Pet2:21 Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fussstapfen nachfolgt.

Phil2:5 Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war,

1John 2:6 Wer sagt, dass er in ihm (=Jesus) bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.

2.2. Gott der Vater

Eph5:1 Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder

2.3. Paulus

1Ko4:16 So ermahne ich euch nun: Werdet meine Nachahmer!

1Ko11:1 Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich [Nachahmer] des Christus bin!

Phi3:17 Werdet meine Nachahmer, ihr Brüder, und seht auf diejenigen, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.

2.4. Timotheus

1Ti4:12 Niemand verachte dich wegen deiner Jugend, sondern sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit!

2Tim3:10 Du aber bist mir nachgefolgt in der Lehre, in der Lebensführung, im Vorsatz, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, im standhaften Ausharren, 11a in den Verfolgungen, in den Leiden,  

2.5. Titus

Tit2:7 In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit,

2.6. Propheten

Jak5:10 Meine Brüder, nehmt auch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbilddes Leidens und der Geduld.

2.7. Unsere Väter Abraham, Isaak und Jakob

Alle waren gehorsam. Abraham und Jakob antworteten mit "hier bin ich", als Gott sie rief, und sie waren Seinem Reden gehorsam. 1Mo22:1.11 (Abraham); 1Mo31:11, 46:2 (Jakob). Isaak liess sich gehorsam auf den Altar binden (1Mo22:9).   

2.8. Älteste

1Pe5:2a (Älteste...) Hütet die Herde Gottes bei euch, (...) 3 nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid!

2.9. Geschwister

1Th1:6 Und ihr ("Gemeinde") seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, indem ihr das Wort unter viel Bedrängnis aufgenommen habt mit Freude des Heiligen Geistes,

In unserem christlichen Umfeld haben wir sicher Vorbilder, die zwar nicht vollkommen sind, aber von denen wir lernen können. Und sie sollen uns lehren: die Jungen die Alten und die Alten die Jungen. Generationenübergreifend. Tit2:1-6.

28_11_2022