Leben als Christ: geistlich oder fleischlich?

VICTOR HALL

Der Kampf, in den wir als Christen verwickelt sind, ist nicht in erster Linie gut gegen böse oder säkular gegen geistlich. Wir kämpfen gegen Sünde. Leiden und Tod sind das Produkt der Sünde. Sowohl der Schuldige als auch der Unschuldige leiden wo immer Sünde aktiv ist. Persönliches Leiden ist die Folge fürjeden Christen, der durch den Geist Gottes danach strebt, die Sünde zu überwinden. Der Autor des Hebräerbriefes schrieb: "Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden." (Heb12:4). Christen müssen akzeptieren, dass sie in einen Kampf gegen Sünde verwickelt sind, was mit Leiden verbunden ist.

Sünde ist die Waffe Satans, um Menschen zu besiegen und gefangen zu nehmen, seinen Willen zu tun. Seit jeher ist der Kampf der selbe: gegen Sünde im Fleisch. Sünde übt ihre Macht über das Fleisch aus, indem sie Männer und Frauen in ihrem Gesetz gefangen nimmt. Sie mobilisiert die unter ihrer Macht Stehenden, gegen den Geist Gottes Krieg zu führen. Die Schlacht spielt sich im Herzen des Menschen ab, und das Schlachtfeld befindet sich in der Gesellschaft.

Im Römerbrief identifiziert Paulus zwei separate und sich gegenseitig ausschliessende Motivationen, die die christliche Religion massgeblich antreiben. Er nennt sie "Fleisch" und "Geist". Diese beiden Motivationen sind total gegensätzlich. Sünde motiviert das Fleisch (eine Person), das Gesetz Gottes zuverwenden, um ein gottähnliches Resultat zu erreichen. Der Geist Gottes motiviert eine Person, sich am Opfer Christi zu beteiligen, um ein göttliches Resultat zu erreichen.

Paulus sagte, dass eine Person, die versucht, ihr christliches Leben nach dem Fleisch zu leben, sterben wird. Eine solche Person ist mit dem Gesetz einverstanden und bekennt, dass es gut ist. Sie ergreift das Gesetz im Bestreben, es umzusetzen und ein tüchtiger Christ zu sein. Sie realisiert, dass sie unfähig ist, das zu erreichen, was sie sich vorgenommen hat. Als Konsequenz kommt sie unter das Gericht und die Strafe des Gesetzes. Sünde motivierte sie, das Gute anzustreben, und ihr Idealismus verführte sie in den trügerischen Glauben, dass sie so ihr Ziel erreichen könnte. Das Gesetz der Sünde in ihrem Fleisch erhob sich über das Gesetz Gottes und machte ihre Fähigkeit zunichte, es zu erfüllen. Das Gesetz der Sünde hielt sie in falscher Einschätzung gefangen und nötigte sie, etwas anderes zu tun als das Gesetz Gottes zu erfüllen. Sie fand keine Kraft des Guten in ihr, sondern nur den Wunsch, es zu tun. Sünde ermächtigte sie, Böses zu tun, weil sie sie unter ihrem Gesetz gefangen hielt.

Sünde motiviert den Menschen, das Gute zu begehren. Der Wunsch, das Gute zu tun, ist vorhanden, jedoch fehlt die Fähigkeit dazu. Wer durch Sünde in die Irre geführt worden ist, glaubt, dass er die guten Ideale des Gesetzes durch seine eigene Fähigkeit erreichen kann. Die Ideale des Gesetzes sind nicht Sünde. Sie sind heilig, gerecht und gut. Der Herr verlangt tatsächlich von einem Christen, dass die Gerechtigkeit des Gesetzes in ihm erfüllt würde. Ein Christ weiss, dass dies der Wille Gottes für sein Leben ist.

Wer darauf beharrt, sein religiöses Leben in der Kraft seiner eigenen Ideale zu leben, wird in der Schrift als gemäss dem Fleisch wandelnd bezeichnet. Wer so lebt, glaubt an die Kraft seines eigenen Verstandes und die Gerechtigkeit seiner eigenen Ideale. Der Verstand, der auf das Fleisch fokussiert ist, ist nicht dem Gesetz Gottes unterstellt. Er ist unfähig dazu und wird gegen Gott zunehmend feindlich gesinnt.

Wer gemäss seinem Fleisch lebt, lebt nur seinen Sinnen gemäss. Er lehnt den Geist Gottes ab und gibt Ihm keinen Zugang zu seinem Leben. Wer sein religiöses Leben im Fleisch lebt, erntet nur Elend und Selbstanklage. Die Verdammnis, die durch das Ergreifen des Gesetzes entstanden ist, bestimmt in Verbindung mit Sorgen sein Leben. Schande und Todesfurcht verstärken ihren Griff und ihre Bedrängnis. Er ringt und ist verzweifelt hin und her gerissen. Er fragt sich, wie er von der Macht der Sünde befreit werden kann, die ihn gefangen hält. Vielleicht sucht er sogar Rat und bekennt sein Elend im Versuch, Befreiung zu finden. Er lebt sein religiöses Leben weiter und bleibt im Elend gebunden, da er keine Befreiung findet. Mit seinem Verstand dient er Gott, im Dialog mit anderen nimmt er christliche Ideale und Lehren an, aber in seinem Fleisch dient er dem Gesetz der Sünde. Diese Art von religiöser, im Fleisch ausgeübter Kultur ist unter Namenschristen zum Normalfall geworden.

Damit ein Christ Sünde überwinden kann, braucht es Busse, nicht so sehr in Bezug auf die Gesetze, die er übertreten hat, sondern in Bezug auf den Stolz seiner Fleischlichkeit und seine Motivation. Indem er glaubt, er könne aus eigener Kraft gerecht sein und als Sohn Gottes leben, ist er einer Täuschung erlegen. Nur die Liebe Gottes, die in die Herzen ausgegossen ist, befähigt jemanden, das Gesetz Gottes zu erfüllen und Gutes zu tun. Ohne den innewohnenden Geist Gottes hat das Fleisch des Menschen mit seiner Motivation keine Kraft, das Gute zu erreichen, das das Gesetz verlangt.

Das Opfer Christi ist den Menschen gegeben worden, damit sie Sünde überwinden können. Der Geist Gottes gibt die Kraft zur Gemeinschaft mit Christus in Seinem Kreuz und durch Opfer, Sünde zu überwinden. Indem ein Christ sich und seinen Leib als Opfer Gott darbringt, ist er fähig, Sünde abzuwehren und das Leben Gottes seinem Umfeld sichtbar zu machen.