Blut und Wasser

VICTOR HALL

Der Apostel Johannes war ein älterer Mann, als er auf der Insel Patmos im Exil war. Sehr wahrscheinlich war er etwa 92 Jahre alt, als er die Offenbarung der Verwaltung Jesu Christi erhielt. Es wird allgemein angenommen, dass er sein Evangelium und die drei Briefe nach dem Buch der Offenbarung schrieb. Das Johannesevangelium und seine drei Briefe sind das Werk eines Mannes, der sich dem Ende seines Lebenswerks und seines Dienstes näherte. Als sehr junger Mann verliess er seinen Vater und seinen Beruf als Fischer und gehorchte dem Ruf, Jesus nachzufolgen. Er war einer der engsten und zuverlässigsten Nachfolger des Herrn. Johannes wurde "der Jünger, den Jesus liebte" genannt. Joh 20:2. Joh 21:7.20. Wir erinnern uns an das Vertrauen, das Jesus in Johannes setzte, als Er ihm vor Seinem letzten Atemzug die Fürsorge für Seine eigene Mutter übertrug.

Zweifelsohne erlebte der Apostel Johannes Höhen und Tiefen eines Jüngers Jesu und Apostels in der Urgemeinde. Er war einer der drei Jünger, die Zeugen der Verklärung Jesu auf dem Berg waren. Er war auch einer der drei selben Jünger, die im Garten Gethsemane eingeschlafen waren, nachdem Jesus sie ermahnt hatte, mit Ihm zu wachen und zu beten. Johannes war derjenige, der am Fusse des Kreuzes stand und Augenzeuge vom Tod Jesu wurde. Ebenso war er auch Zeuge des leeren Grabes und der herrlichen Auferstehung Christi. Als prominenter Leiter in der Gemeinde in Jerusalem erlebte er grosse Freude, gemeinsam mit den anderen Aposteln, die das Evangelium predigten, grosse Wunder taten, unzählige Errettungen erlebten und sahen, wie eine Vielzahl von Geretteten dem Leib Christi hinzugefügt wurden. Er erlebte jedoch auch grosse Trauer, als sein eigener Bruder durch das Schwert starb und so als erster der zwölf Apostel den Märtyrertod erlitt.

Johannes war unter den Brüdern, die dem Apostel Paulus die "rechte Hand der Gemeinschaft" reichten und seine Gnade und seinen Aposteldienst unter den Heiden lobten. Gal 2:9. Er freute sich über die Frucht des wirksamen Dienstes des Paulus und darüber, wie sich das Evangelium unter den Heidennationen ausgebreitet hatte. Er war aber wohl gleichermassen erschüttert zu sehen, wie schnell diese Gemeinden von der Verwaltung abgefallen waren, die durch den Apostel Paulus unter ihnen eingeführt worden war. Wie wir gezeigt haben, hatte der Apostel Johannes in seinem Leben schon vieles erlebt und erfahren. Und schliesslich erhielt er als älterer Mann die vollständige Offenbarung der Verwaltung Jesu Christi. Dies beinhaltete die Offenbarung des Namens Christi und all dessen, was zur Vollendung der Absichten Gottes bei der Erfüllung der Zeiten nötig war. Im wahrsten Sinne des Wortes hatte der Apostel Johannes alles gesehen!

Diese Feststellung bringt uns zu einer wichtigen Frage. Was war der Fokus seines Dienstes in den letzten Jahren seines Lebens, als eines Mannes, der so vieles gesehen, erlebt und solch grosse Offenbarung erhalten hatte? Nachdem er die ganze Offenbarung Jesu Christi erhalten und das Schlusswort der Schrift geschrieben hatte, richtete Johannes unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Botschaft des Kreuzes. In den ersten sechs Versen der Offenbarung fasste er zusammen, wie die Offenbarung der Verwaltung Christi Seinen Sklaven anvertraut worden war und in den darauf folgenden Versen, wie diese Verwaltung funktionieren soll. In Vers sieben zeigte er auf, was der "Effekt" dieser wirksamen Verwaltung auf die Nationen der Welt sein würde. Er verkündete: "Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen." Off 1:7.

Diese Botschaft des Kreuzes sollte durch eine Leuchter Verwaltung verkündet werden, sodass alle Menschen auf Christus schauen würden, den sie "durchbohrt" haben. Beim Betrachten der Botschaft des Kreuzes, sollte dies unser besonderer Schwerpunkt sein. Das Kreuz Christi vollbrachte Vieles, aber um das Werk des Kreuzes zu verstehen, müssen wir genau schauen, wann und wie Christus "durchbohrt" wurde. Aus diesem Grund hob Johannes diese Tatsache in seinem Evangelium besonders hervor. Nachdem Jesus Seinen Geist in die Hände des Vaters übergeben und Seinen Geist aufgegeben hatte, hält Johannes fest, "einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus." Joh 19:34. Er unterstrich diesen Punkt noch, indem er sagte, er habe dies persönlich gesehen, und wir könnten sicher sein, dass sein Zeugnis wahr wäre.

An jenem ereignisreichen Tag hatte Johannes vieles gesehen. Weshalb war er so begeistert von diesem speziellen Detail, bei allem, was an diesem Tag geschehen war? Und weshalb ist es für uns, die wir sein Evangelium lesen, so wichtig zu wissen, dass dieser spezielle Punkt wahr ist? Wir erwarten, dass Johannes schon einiges Blut gesehen hat, aber es ist sehr bemerkenswert, dass Wasser und Blut sogleich aus Christi Seite floss. Viele haben versucht, dies medizinisch zu erklären, indem sie sagten, die Trennung von Wasser und Blut beweise, dass Jesus ein starkes Trauma erlebt habe und nun wirklich tot sei. Jedoch wusste Johannes, dass Blut und Wasser viel bedeutungsvoller waren. Siegesgewiss verkündete er, dass Blut und Wasser von Seiner Seite floss, damit wir glaubten!

Und was sollten wir denn glauben? Was war die Auswirkung von Blut und Wasser auf das Leben jedes Gläubigen, der dies zur Geburtsstätte des Glaubens machte? Johannes war so begeistert von dieser Begebenheit, weil er wusste, dass dies die Erfüllung einiger sehr bedeutender prophetischer Schriftstellen war. "Denn dies geschah, damit die Schrift erfüllt würde." Joh 19:36-37. Der Herr hatte dem Propheten Sacharja verheissen: "Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem giesse ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint." Sac 12:10. Johannes zitierte diesen Vers im Buch der Offenbarung und erweiterte dessen Anwendung auf alle Nationen, indem er sagte: "und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde." Off 1:7.

Wenn der Geist der Gnade und des Flehens auf uns ausgegossen ist, lässt er uns auf Christus schauen und wehklagen. Dies ist ein besondere Art des Wehklagens und muss zur persönlichen Erfahrung jedes Gläubigen werden. Sacharja verkündete, dass jede Familie, jeder Mann und jede Frau allein wehklagen wird. Der Herr wird so jeden Einzelnen im Herzen ergreifen. Wir wehklagen über Ihn wie jemand über den Verlust eines erstgeborenen Sohns, aber wir trauern nicht als solche die keine Hoffnung haben. Wir verstehen, dass unsere Sünde Christus durchbohrt hat. Gleichzeitig bedeutet "Blut und Wasser aus Seiner Seite" aber auch, dass Er vom Tod der Sünde zurückgekommen ist. Er hat einen neuen und lebendigen Weg eröffnet und ist "der Urheber ewigen Heils geworden" (Heb 5:9). Dies ist die Geburtsstätte des Glaubens.

Diese Erleuchtung bewirkt, dass wir glauben, weil wir den Prozess sehen, den Christus etabliert hat, um uns von Sünde und aller Ungerechtigkeit zu reinigen. Sacharja fuhr fort: "An jenem Tag wird für das Haus David und die Bewohner von Jerusalem eine Quelle geöffnet sein gegen Sünde und gegen Befleckung." Sac 13:1. Dies hat eine besondere Erfüllung für das Haus Juda in der Zeit des Endes. Aber diese Quelle ist, seitdem Johannes den Soldaten sah, wie er den Speer in die Seite Christi stiess, für alle Nationen geöffnet. Blut und Wasser aus der Seite Christi ist die Quelle des Lebens, die in der Lage ist, uns von aller Sünde und Unreinheit zu reinigen. Dies ist die prophetische Erfüllung der Asche der roten jungen Kuh, die, mit fliessendem Wasser vermischt, als "Wasser der Reinigung" zur Reinigung verwendet wurde. 4Mos 19:1-9.

Unter dem Alten Bund wies der Herr Mose an, eine makellose rote junge Kuh ausserhalb des Lagers zu schlachten. Etwas von ihrem Blut wurde siebenmal in Richtung des Zeltes der Begegnung gesprengt, und das ganze Tier, einschliesslich des Restes seines Blutes, wurde verbrannt, um das zu produzieren, was die "Brandasche der Reinigung von Sünde" genannt wurde. 4Mos 19:17. Als Jesus den Neuen Bund etablierte, erfüllte er dieses Opfer in Seinem Leib. Er wurde ausserhalb des Lagers gekreuzigt, und Sein Blut wurde 'siebenmal' von sieben Wunden gesprengt, beginnend im Garten von Gethsemane. Und, nachdem er dieses Versöhnungswerk beendet hatte, opferte Er sich Gott als ein heiliges und makelloses Brandopfer. Als er Seinen Geist in die Hände des Vaters übergab, war alles, was übrig blieb, die 'Asche' Seines vollendeten Opfers. Sein Opfer war vollendet. Er hatte jegliches Opfer in Seinem Leib erfüllt. Die Asche der roten jungen Kuh stellt den Höhepunkt und die Erfüllung aller Opfer im Leib Jesu Christi dar.

Als das Volk Israel durch die Wüste wanderte, wurde es jedes Mal unrein, wenn ein Mitglied der Gemeinde einen toten Leib berührte. Eine reine Person würde dann etwas von der Asche nehmen, sie mit fliessendem Wasser in einem Gefäss mischen und Ysop verwenden, um die unreine Person über einen Zeitraum von sieben Tagen zu besprengen. Dies war die Anwendung des "Wassers der Reinigung". 4Mos 19:13.20-21. Sobald die Person auf diese Art geheiligt und gereinigt worden war, war sie in der Lage, in die Gemeinde einzutreten, ohne das Heiligtum des Herrn zu entweihen. Die Anwendung für uns ist klar. Im Verlauf unserer christlichen Pilgerreise können wir den toten Leib der Sünde auf viele Arten berühren. Manchmal kommt wegen unserer fleischlichen religiösen Praktiken sogar der geistliche Tod in unsere Häuser. Es ist ein ernüchternder Gedanke, dass, wenn wir versuchen, in der Gemeinde Opfer zu bringen, ohne vorher von diesen Verunreinigungen richtig gereinigt worden zu sein, wir das Heiligtum des Herrn verunreinigen und so vom Volk des Herrn abgetrennt werden.

Blut und Wasser, das von Christi vollendetem Opfer floss, sind die "Elemente des Prozesses", die Er etabliert hat, um mit Sünde und Unreinheit fertig zu werden. Es geht dabei nicht nur um Sünde. In vieler Hinsicht ist die "Unreinheit" das Hauptproblem für jeden Christen. Wir müssen dem Herrn als Heilige geweiht sein, sonst entweihen wir Sein Heiligtum. Jedes Mal, wenn wir unrein werden, müssen die "Elemente des Prozesses" von einer reinen Person mit dem Geist Gottes auf uns angewandt werden. Dadurch sind wir wieder in der Lage, die Gemeinde zu betreten und weiterhin unsere Leiber als lebendige Opfer darzustellen. In diesem Glauben verkündete Johannes: "Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde." 1Joh 1:7.

In seinem Brief an die Hebräer sagte Paulus: "Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als Opfer ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient!" Heb 9:13-14. Der Schlüssel hier ist der Hauptunterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Bund. Im Alten Bund diente die Asche der jungen Kuh im "Wasser der Reinigung" zur Heiligung des Fleisches. Im Neuen Bund wäscht jedoch der Herr unser Herz nicht und heiligt unser Fleisch nicht. Das Wort vom Kreuz verbindet uns mit der Beschneidung Christi, sodass der Leib des Fleisches, unser eigener Wille und unsere eigene Kapazität, entmachtet und ersetzt wird durch ein neues Herz, das vom Geist Gottes Kraft empfängt! Hes 36:26. Phi 3:3. Kol 2:11.

Der Herr sprach vom Neuen Bund, als er durch Hesekiel verkündete: "Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von all euren Unreinheiten und von all euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben." Hes 36:25-26. Der Apostel Paulus verkündete die Erfüllung dieser Prophetie in seinem Brief an Titus: "rettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes." Tit 3:5. Das Wasser, das Blut und der Geist sind die Elemente des Neuen Bundes, die uns ermöglichen, als Söhne Gottes geboren zu werden.

In seinen letzten Schriften ermutigte uns der Apostel Johannes eindringlich zu verstehen, wie diese drei Elemente des Neuen Bundes zusammenarbeiten. Er bezeugte: "Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut: Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der dies bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit." 1Joh 5:6. Jesus Christus ist der Vermittler des Neuen Bundes. Wenn wir Den betrachten, Den wir durchbohrt haben, sehen wir unseren grossen Hohepriester, der einen neuen und lebendigen Weg für uns eröffnet hat, damit wir Söhne Gottes würden. Wir betrachten die Beschneidung und das Opfer Christi, das das Blut des Neuen Bundes als die Quelle des ewigen Lebens gebracht hat.